GEBETE

Hinweise von Pfarrer Christian Sieberer

 

 

Gerade im Bereich der Befreiungsgebete ist höchste Vorsicht und Klugheit geboten.

Ich empfehle allen Laien ausdrücklich, keine Gebet zu sprechen, in denen die Dämonen direkt angesprochen werden. In diesem Dialog haben schon viele Gläubige empfindlichen Schaden erlitten. Viel besser ist das Gebet zu Gott selbst, mit der Bitte dass Er uns von allem Bösen erlösen wolle, wie es ja auch der Bitte im Vater unser entspricht.

Als Orientierung kann hier ein Dokument der Glaubenskongregation aus dem Jahre 1985 dienen, in dem Laien ausdrücklich der Gebrauch des so genannten "Kleinen Exorzismus" Papst Leo des XIII. in Gebetsgruppen verboten wird. Wenn nun Laien dieses Gebet im öffentlichen Rahmen nicht gestattet ist, so ist es sicher nahe liegend, dieses mit vielen direkten Befehlen an die Dämonen versehene Gebet auch nicht im privaten Gebrauch zu sprechen.

Priester hingegen sollten ihre Vollmacht gerade in diesem schwierigen Bereich viel bewusster einsetzen und täglich das Gebet von Papst Leo XIII. für die Bedrängten öffentlich oder privat beten.

 

 

 

 

 

Dokument der Kongregation für die Glaubenslehre vom 29. September 1985

 

 

Ich zitiere dazu einen Abschnitt aus dem Standardwerk "Ein Exorzist erzählt" von Pater Don Gabriele Amorth. Er schreibt auf Seite 174f. :

 

Es handelt sich um ein Schreiben an alle residierenden Bischöfe, in dem an die geltenden Vorschriften bezüglich der Exorzismen erinnert wird. Ich weiß wirklich nicht, warum damals einige Zeitungen von "neuen einschränkenden Vorschriften" gesprochen haben, denn Neuigkeiten gibt es nicht. Wichtig ist die Ermahnung am Ende. Eine Neuigkeit könnte allenfalls in Punkt 2 zu finden sein, wo das Verbot der Anwendung des Exorzismus Leos XIII. durch die Gläubigen wiederholt wird. Es wird aber nicht gesagt, dass die Priester, die ihn anwenden, die Erlaubnis des Bischofs benötigen. Es kommt nicht klar zum Ausdruck, ob diese Abweichungen dem Willen der Kongregation entspricht. Auch finde ich den Punkt 3 missverständlich formuliert. Das Schreiben ist vom 29. September 1985 datiert. Der folgende Text ist eine eigene Übersetzung.

 

 

Eure Exzellenz,

Seit einigen Jahren vermehren sich in bestimmten kirchlichen Kreisen Gebetsversammlungen zu dem Zweck, die Befreiung von bösartigen Einflüssen zu erlangen, wobei es sich nicht um echte und eigentliche Exorzismen handelt. Diese Versammlungen finden unter der Leitung von Laien statt, aber oft in Anwesenheit eines Priesters. Da nun bei der Kongregation für die Glaubenslehre angefragt wurde, was von dieser Tatsache zu halten ist, erachtet es diese Behörde für notwendig, alle Ordinarien über die folgenden Antworten in Kenntnis zu setzen.

 

1. Der Kanon 1172 des Kanonischen Rechts (CIC) bestimmt, dass niemand rechtmäßig Exorzismen über Besessene sprechen darf, wenn er nicht die besondere und ausdrückliche Vollmacht des zuständigen Ortsbischofs hat (§1), und bestimmt, dass der zuständige Ortsbischof die Vollmacht nur einem Priester geben darf, der über Frömmigkeit, Wissen, Klugheit und Unbescholtenheit der Lebensführung verfügt (§2). Daher sind die Bischöfe aufgefordert, sich streng an diese Vorschriften zu halten.

 

2. Als Folge dieser Vorschriften dürfen die Gläubigen den Exorzismus gegen Satan und die rebellierenden Engel nicht benützen, der von dem Exorzismus abgeleitet wurde, der durch Verfügung Papst Leo XIII. öffentliches Recht wurde; und noch weniger dürfen sie den vollständigen Text dieses Exorzismus verwenden. Die Bischöfe sollen den Gläubigen im Bedarfsfall von dieser Vorschrift unterrichten.

 

3. Schließlich werden die Bischöfe aus den gleichen Gründen gebeten, darüber zu wachen, dass niemand ohne die entsprechende Vollmacht Versammlungen leitet, in denen Befreiungsgebete benützt werden, in deren Verlauf die Dämonen direkt angesprochen werden und man sich bemüht, ihre Namen zu erfahren - auch in Fällen, bei denen es sich nicht um echte und eigentliche teuflische Besessenheit handelt, aber dennoch ein teuflischer Einfluss vorzuliegen scheint.

Wenn auch an diese Vorschriften erinnert wird, so dürfen die Gläubigen in keiner Weise vom Beten abgehalten werden, um vom Bösen befreit zu werden, wie es Jesus uns gelehrt hat (vgl. Mt 6,13). Darüber hinaus können sich die Oberhirten der ihnen gebotenen Gelegenheit bedienen, um an die Lehren der Kirche in Bezug auf die eigentlichen Funktionen der Sakramente, auf die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria, der Engel und der Heiligen, aber auch den geistigen Kampf der Christen gegen die bösen Geister zu erinnern.

Joseph Kardinal Ratzinger, Präfekt

Monsignore Bovone, Sekretär

 

 

 

 

(Lateinischer Originaltext:)

INDE AB ALIQUOT

ACTA CONGREGATIONUM CONGREGATIO PRO DOCTRINA FIDEI

 

Epistula Ordinariis locorum missa: in mentem normae vigentes de exorcismis revocantur [Die 29 m. Septembris a. 1985 (AAS p. 1169-70)]Excellentissime domine, inde ab aliquot annis, apud quosdam coetus ecclesiales, conventus ad precationes faciendas multiplicantur hoc quidem proposito, ut liberatio obtineatur ab influxu daemonum, etiamsi non de exorcismis proprie dictis agatur; qui conventus peraguntur sub ductu laicorum, etiam praesente sacerdote.

Cum a Congregatione pro doctrina fidei quaesitum sit quid sentiendum de hisce factis, hoc dicasterium necessarium putat omnes ordinarios certiores facere de responsione quae sequitur:

1. Canon 1172 Codicis Iuris Canonici declarat neminem exorcismos in obsessos proferre legitime posse, nisi ab ordinario loci peculiarem et expressam licentiam obtinuerit (1), ac determinat hanc licentiam ab ordinario loci concedendam esse tantummodo presbytero pietate, scientia, prudentia ac vitae integritate praedito (2). Episcopi igitur enixe invitantur, ut observantiam urgeant horum praescriptorum.

2. Ex hisce praescriptionibus sequitur ut christifidelibus etiam non liceat adhibere formulam exorcismi contra satanam et angelos apostaticos, excerptam ex illa quae publici iuris facta est iussu summi pontificis Leonis XIII, ac multo minus adhibere textum integrum huius exorcismi. Episcopi hac de re fideles admonere curent in casu necessitatis.

3. Denique, ob easdem rationes, episcopi rogantur ut vigilent ne -- etiam in casibus qui, licet veram possessionem diabolicam excludant, diabolicum tamen influxum aliqualiter revelare videntur -- ii qui debita potestate carent conventus moderentur, in quibus ad liberationem obtinendam precationes adhibentur, quarum decursu daemones directe interpellantur et eorum identitas cognoscere studetur.

Harum normarum tamen enuntiatio minime christifideles abducere debet a precando ut, quemadmodum Iesus nos docuit, liberentur a malo (cf. Mt 6,13). Insuper pastores has oblata opportunitate uti poterunt, ut in mentem revocent quid Ecclesiae traditio doceat circa munus quod proprie ad sacramenta et ad Beatissimae Virginis Mariae, Angelorum Sanctorumque intercessionem spectat in christianorum etiam contra spiritus malignos spirituali certamine.

Hanc occasionem nactus impensos aestimationis meae sunsus tibi obtestor permanens

add.mus in Domino

 

 

Iosephus Card. Ratzinger, Praefectus (heute: Papst Benedikt XVI.)

Albertus Bovone, a Secretis

L. S. In Congr. pro Doctrina Fidei tab., n. 291/70

 

 

 

 

 

 

 

 

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