Der Teufel hat nur begrenzte Macht,

denn Jesus ist der Herr

Nichts und niemand kann uns Schaden zufügen, wenn wir das selbst nicht wollen. Evangeliumskommentar von P. Raniero Cantalamessa zum ersten Fastensonntag.

Rom (www.kath.net / zenit) In seinem Kommentar zum Matthäusevangelium des ersten Fastensonntags warnt P. Raniero Cantalamessa OFM Cap., päpstlicher Hofprediger, vor dem Teufel und erinnert daran, dass uns Christus durch seinen Sieg von ihm befreit hat.

„Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel in Versuchung geführt werden. Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, bekam er Hunger. Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird. Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt (…). Darauf ließ der Teufel von ihm ab und es kamen Engel und dienten ihm.“ (Matthäus 4,1-11)

Heute sind Teufel, Satanismus und ähnliche Phänomene sehr aktuell und geben Anlass zur Beunruhigung. Unsere technologisierte und industrialisierte Welt wimmelt nur so von Zauberern von Hexenmeistern, von Okkultismus und Spiritismus, von Horoskoplegern und Zauber- und Amulettverkäufern, ja sogar von echten satanischen Sekten. Aus der Tür geworfen, ist der Teufel durch das Fenster wieder zurückgekommen, das heißt: Durch den Glauben vertrieben, ist er mit dem Aberglauben zurückgekehrt.

Die Episode der Versuchungen Jesu in der Wüste hilft uns, ein wenig klarer zu sehen. Vor allem: Existiert der Teufel? Bedeutet das Wort Teufel wirklich eine personale Wirklichkeit, die über Intelligenz und Willen verfügt, oder handelt es sich bloß um ein Symbol, eine Ausdrucksart für die Summe aller moralischen Übel in der Welt, für das kollektive Unbewusste, die kollektive Entfremdung usw.? Viele Intellektuelle glauben zwar nicht an einen Teufel im zuerst genannten Sinne, aber man muss zugeben, dass große Schriftsteller und Denker wie Goethe und Dostojewski die Existenz des Teufels sehr Ernst genommen haben.

Charles Baudelaire, der nicht gerade unter die Schar der Heiligen zu rechnen ist, hat einmal gesagt: „Die größte List des Teufels ist es, uns zu überzeugen, dass es ihn nicht gibt.“ Den Hauptbeweis für die Existenz des Teufels liefern nicht die zahlreichen Passagen über die Befreiung von Besessenen in den Evangelien, denn bei der Interpretation dieser Begebenheiten sind möglicherweise auch die Überzeugungen über den Ursprung von Krankheiten eingeflossen. Den echten Beweis liefern die Heiligen, und Jesus, der in der Wüste vom Teufel in Versuchung geführt wird, bestätigt das ganz klar.

Die vielen Heiligen, die in ihrem Leben mit dem Fürsten der Finsternis gekämpft haben, beweisen seine Existenz. Sie haben nicht wie „Don Quijote“ gegen Windmühlen gekämpft, im Gegenteil, denn sie sind Menschen, die einen großen Wirklichkeitssinn und eine überaus gesunde Psyche haben.

Viele halten es für verrückt, an den Teufel zu glauben, weil sie von Büchern ausgehen. Sie verbringen das Leben in Bibliotheken und vor dem Schreibtisch, obwohl der Teufel keinerlei Interesse an Büchern hat, sondern an Personen und da insbesondere an den Heiligen. Kann man den Teufel denn kennen, wenn man mit ihm noch nie wirklich zu tun gehabt hat, sondern nur mit der Vorstellung von ihm, das heißt mit den kulturellen, religiösen und ethnologischen Traditionen über den Teufel? Dort wird das Thema mit großer Sicherheit und großem Selbstbewusstsein abgehandelt und alles als „mittelalterlicher Obskurantismus“ abgetan.

Aber das ist eine falsche Sicherheit. Sie ist vergleichbar mit der Sicherheit eines Menschen, der damit prahlt, keinerlei Angst vor einem Löwen zu haben. Und als Begründung gibt er an, dass er sich niemals vor einem Löwen erschrecken musste, den er ja auf zahlreichen Bildern und Fotografien schon zur Genüge gesehen hätte.

Auf der anderen Seite ist es ganz normal und kohärent, dass man nicht an den Teufel glaubt, wenn man nicht an Gott glaubt. Wie außerordentlich tragisch wäre es doch, würde jemand, der nicht an Gott glaubt, an den Teufel glauben! Das Wichtigste ist aber nicht, dass uns der christliche Glaube lehrt, dass der Teufel existiert, sondern dass Christus den Teufel besiegt hat.

Für den Christen sind Christus und der Teufel nicht zwei gleichwertige und einander entgegen gesetzte Herren. Jesus ist der eine Herr. Der Teufel ist nichts als ein geschaffenes Wesen, das dazu bestimmt ist, zugrunde zu gehen. Ihm ist nur deshalb Macht über den Menschen gegeben, damit der Mensch die Möglichkeit besitzt, sich frei für eine Partei zu entscheiden und auch, damit er nicht hochmütig wird und glaubt, alles selbst machen zu können, ohne einen Heiland zu benötigen.

„Der alte Teufel ist verrückt“, heißt es in einem Spiritual. „Er hat einen Schuss abgefeuert, um meine Seele zu zerstören, aber da er falsch gezielt hat, zerstörte er stattdessen meine Sünde.“ Mit Christus gibt es nichts, vor dem wir uns fürchten müssten. Nichts und niemand kann uns Schaden zufügen, wenn wir das selbst nicht wollen.

Ein alter Kirchenlehrer hat einmal gesagt, nach dem Kommen Christi ist der Teufel wie ein alter angeketteter Hund: Er kann bellen und soviel zerren wie er will, aber wenn wir uns ihm nicht nähern, kann er uns nicht beißen. Jesus hat sich in der Wüste vom Teufel befreit, um uns vom Teufel zu befreien! Das ist die glückliche Botschaft, mit der wir unseren Weg der Fastenzeit einschlagen.

Deutsche Übersetzung des italienischen, von „Famiglia Cristiana“ veröffentlichten Originals durch Zenit


© www.kath.net

 

Zurück